von chennai zu den tempeln in tamil nadu

chennai

wir landen in chennai – der schönere name ist madras. es ist eine stadt mit ca. 10 millionen einwohnern – wobei das wort nicht die tatsache benennt.

unerschrocken machen wir uns abends auf den weg durch die ana salai. ja von wegen schicke hauptstrasse – lampenläden, duk duks, keine fremden mehr. wir gehen weiter bis die ärmsten der armen einfach mit ihren kindern in der kurve einer strasse schlafen. dann ist auch für uns genug. wahrscheinlich schliessen die wächter vor dem hotel wetten ab, wer’s wie lang draussen aushält. das war eine facette indiens.

flucht ins hotel. unser tisch ist in der nähe des nachtischbuffets und der eistheke. was hier geboten wird übertrifft alles. ich konnte mir nicht vorstellen, dass es so dicke, hässliche, unsympatische inderinnen gibt. es ist unbeschreiblich. sich kommen nicht 2 mal zum eisbuffet, nicht 3 mal nein 4 mal. man hat das gefühl die arrangierte ehe führt dazu, dass jeder weis, dass er schon verheiratet ist, und stopft sich einfach voll – eh alles egal. und draussen die familien auf der strasse. wo sind wir hingeraten. der abend war ein schwieriger einstig in tamil nadu. die mehrwertsteuer von 58 % auf den wein tat ihr übriges.

wir versuchen es nochmal bei tag und machen uns auf den weg nach georgetown. natürlich sind wir um 9 uhr zu früh, das viertel wacht gerade auf. so laufen wir durch die strassen vorbei an schraubenhändlern, allen sorten von metallwaren, den kleine frühstücksständen, kitschigen hindutempeln, “heiligen”, teils bemalten kühen, schön geschmückten rickschas. langsam erwacht das leben und es wird von minute zu minute betriebsamer. zwischen all dem gewühle und gehupe lagern die menschen, die fast auf der strasse leben, waschen sich am strassenrand und putzen die zähne. michael erzielt grosse erfolge bei den kindern und ihren müttern indem er ihnen ihre fotos auf dem display zeigt. aber auch die männer wollen ins bild. wir finden das älteste stoffgeschäft von madras “Binnys” und ich kaufe – karos! (p.s. ich hasse karos).

den vormittag beenden wir mit den wunderbaren zeugnissen der bronzegusskunst aus tamilnadu. eindrucksvolle statuen reihen sich aneinander. liebliche götter mit noch lieblicheren kleinen tieren. natürlich der berühmte tanzende shiva mit dem kranz aus kleinen flammen und die schöne, schlanke parvati

der tag geht am strand zu ende. zum sonnenuntergang und der blauen stunde kommen die bewohner der stadt an den strand. es gibt kleine karusells, einfache vergnügungen, gegrilltes, gespräche geselligkeit. ein beeindruckender abend an der bengalischen see.
der mischung aus heiterkeit und melancholie können auch wir uns nicht entziehen.

auf zu den tempeln

nach einer stunde fahrt erreichen wir mammalapuram und machen in der mittagshitze erst einen stop im hotel. der pool geht ohne sichtbaren übergang ins meer über, wie schön. gegen drei machen wir uns auf den weg zu den ersten tempelanlagen, die in die natürlichen felsen gehauen wurden. oh schreck – es ist sonntag. indische tagestouristen verwandeln die einst heiligen stätten in einen riesengrossen jahrmarkt. bloss ist eine kirmes eine schweigeübung gegen dieses geschrei. keiner tut irgendwas, aber das laut. es erfordert unsere ganze gelassenheit, die uns ja so schwer fällt, wegzuhören, am besten auch wegzuschauen und nur die schönen reliefs wahrzunehmen. von den endlosen minuten, die wir damit verbringen zu warten bis der indische tourist mama, papa und die kinder, am besten auch die oma vor den erhabenen reliefs fotografiert hat.

gottseidank sind die götter aus granit und die menschen können ihnen nichts anhaben. uns dagegen schon – erschöpft und um eine vision von indien ärmer versuchen wir uns am abend mal wieder zu orten. es sind einfach zu viele menschen auf dem fleck, und wir träumen den europäischen traum von indien. ich sehe uns schon in paris sitzen und ins völkerkundemeusem rennen.

early mornig drive (7.00) nach kanchipuram. es ist nationalfeiertag und wir sind gespannt auf überfüllung oder leere. nach knapp zwei stunden haben wir unser ziel erreicht, vorbei an einer friedlichen landschaft, feldern mit wasserbüffeln und kuhgespannen mit traumhaft bemalten hörnern. am 15. januar war ein feiertag für die kühe, sie wurden geschmückt und haben die schönsten muster auf die hörner gemalt bekommen. manche tragen messingglöckchen an den hornenden. solche glöckchen nehmen wir mit nach hause.

unser örtlicher guide ist ein brahmane und kennt die veden. der weg führt uns als erstes in den sri-ekambaranthar tempel. unbeschreiblich beeindruckend. hallen mit säulen und umgängen in denen unmengen von linguams für das jährliche fest stehen. diffuses licht fällt ein und lässt eine mystische atmosphäre entstehen. aus mangoholz geschnitzte tragetiere dienen als konsolen für die heiligenfiguren bei der jährlichen prozession. shiva und parvati sind die patrone für eheleute und für’s kinderkriegen. im innenhof eine täglich geölte nandiplastik im schrein. jede säule der halle ist ein kunstwerk für sich, so schön die ornamentik und die darstellungen, das ganze verbunden mit einer immensen wucht.

weiter geht es zum kalasanath – tempel. ein grosser nandi blickt auf den tempel und verrät die weihe auf shiva. gegenüber werden wir später die glöckchen erwerben. dieser tempel war als einziger bemalt und reste der farbe sind bis heute erhalten. all die wunderbaren indischen gewürztöne. die schönen reliefs sind in kleinen nischen rund um das mittelteil des inneren tempels angeordnet.

durch das gewühle im verkehr dieser dorf-stadt, kuhgespanne, mopeds, laster, busse, autos, radfahrer, schlängeln wir uns durch zum vaikunta – perumal- tempel. diesmal ist vishnu der tempelheilige. ein reich reliefierter umgang mit vielen kleinen meditationsnischen führt um das heilgtum herum. ein bisschen wie ein klosterkreuzgang, genauso beruhigend. es wäre sehr reizvoll hier zu bleiben, sich hinzusetzen und einfach nur zu schauen. leider machen indische götter , d.h. ihr bodenpersonal, mittagspause. also müssen wir weiter. auf uns wartet noch der devarajaswar tempel, oder besser die hochzeitshalle davor. das heiligtum dürfen wir als nichthindus nicht betreten. die halle ist überwältigend, jede säule ein kleines oder besser grosses kunstwerk, überladen mit den geschichten und figuren aus den veden. reiterstatuen auf sich aufbäumenden pferden tragen die säulen. die krieger sind auf einer seite als südinder definiert auf der anderen als nordinder. im grossen bassin dahinter verbirgt sich eine holzstatue von vishnu unter dem wasser, die nur alle 40- 50 jahre gezeigt wird, wenn das becken geleert ist.

zurück nach mammalapuram. spät nachmittags ein bummel durch die stadt mit anschliessendem hummer bei moonrakers. von der terasse aus beobachten wir die kühe, die abends alleine gassi gehen, wie die esel in lamu. da wird hier geschwätzt, dort die schwester, hier die mama besucht, richtiges dorftreiben der kühe. es hat was von biblischem frieden, auch wenn wir wissen, dass es den nicht gibt.

götterziege und yogakatze

wieder raus vor 7.00 uhr – das würde ich zu hause nie tun – und auf zu den fünf rathas. zuerst ein stop bei arjuna’s buße in wunderschönem sanften sonnenlicht. der plot: grosse ziege bringt junger ziege das klettern bei, an einem relief mit götterdarstellungen. zuerst grosses gemeckere und dann gehts los: die götter werden beschnuppert, die wege erkundet – morgenlektion. das schwesterchen bleibt meckernd zurück. auf den reliefs existiert die yogakatze wirklich und die ratten klatschen applaus.

wir erreichen die fünf rathas, menschenleer und in dieser wunderbaren, sanften morgensonne. was war wohl die ursprünglliche funktion des ensembles, als tempel war es nie in funktion – mir kommt es vor wie eine verkleinerte spielstadt für fürsten – marie antoinette hätte sich gefreut.