bummel durch hongkong

 hotel panorama by rhombus

ein absolutes highlight auf kowloon.
es lohnt sich eines der zimmer ab dem 38 stock richtung hongkong island
zu nehmen. der berauschende blick macht es einem schwer abends die augen
zu schliessen. der gläserne bullit lift, der nur die oberen stockwerke bedient,

ist ein erlebnis für sich. in sekundenschnelle vorbei an einfachen hochhäusern,
Hinterhöfen, hinauf in luftige höhen über die dächer – dann der blick über die stadt.

durch die intelligente einrichtung bekommen die kleinen zimmer eine unbeschreibliche weite,
zwei glasfronten bis zum boden und genug platz für einen längeren Aufenthalt,
minibar und wasserkocher sind gut versteckt.

die dimsumküche lin heun tea house auf hongkong island hat sich seit unserem letzten besuch nicht verändert, auch wenn man die adresse heute in einigen wenigen reiseführern findet. in der riesigen halle herrscht um die mittagszeit ein gedränge an den obligatorischen 9er tischen. nicht asiatische touristen verirren sich kaum hierher, ausser uns waren noch vier franzosen im lokal. es gibt keine englische übersetzung, das personal spricht ausschliesslich chinesisch. dabei ist der besuch ganz einfach. kaum hat der gast platz genommen, werden teeschale, schälchen, stäbchen,
ein zettel mit nummern und eine kanne tee auf den tisch gestellt.
bier kann man auch sprachlos bestellen. ein aufsteller am tisch hilft dabei.

aus der küche kommen in regelmässigen abständen serviererinnen mit dimsumkörbchen auf dem wagen. der gast startet los, schaut in die körbchen,
nimmt was ihm gefällt, lässt den zettel abstempeln.

ein bisschen experimentierfreude muss schon sein. wird die hühnerkralle mitgegessen,
oder dient sie nur der identifizierung des dimsums? besonders beliebte speisen erzeugen sofort einen stau in den durchgängen. die des chinesischen mächtigen gäste bestellen auch gerichte aus der küche, wasserspinat, entensuppe. hat man genug ausprobiert
ist es spannend das mittägliche treiben
zu beobachten. mit einer kleinen rechnung verlassen wir nach vielen dimsums,
tee und bier das lokal.

der anschliessende bummel durch hongkong island, dem eldorado der europäer und amerikaner, offenbart die rege bautätigkeit. da es keine bauplätze mehr gibt, wird altes abgerissen, um platz für neues, höheres zu schaffen. auch das “indochine” eine lieblingsadresse von uns, existiert nicht mehr. ein neubau entsteht anstelle des dreistöckigen ensembles.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

dann gibt es auch wieder neue entdeckungen.
der chinesische designer peter lau verkauft seine kollektion aus einzelstücken
in seiner boutique in der queens road 168.  bestechend ist der mix der materialien,
französische und italienische spitze mit feinster bedruckter chinesischer seide.
keine drachen, keine folklore.
laus verspielte mode könnte auch im grossen gatsby reussieren.
leider trägt die chinesin grösse 32 und 34, also bleibt es beim bestaunen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

shanghaitang, das exclusive chinesische modelabel, hat sein schönes altes stadthaus verlassen -
heute residiert hier abercrombie & fich. wie sich die städte gleichen.

 

durch die exclusive  ifc mall zum pier und mit der fähre zurück nach kowloon,
wo uns die ente des niederländischen künstlers florentijn hofmann. empfängt.
in der nähe des clocktower lassen sich brautpaare im abendlicht
vor der skyline photographieren.

 

am quai sammeln sich langsam die besucher, sie warten auf die musikalisch untermalte laser- und neonshow an den wolkenkratzern.

 

wer das ursprünglichere hongkong sucht geht am besten an einem markttag vormittag  nach yan ma tei. in der shanghai- und die reclamationstreet reihen sich haushaltswarengeschäfte, gemüse- und fischhändler aneinander.

 

das leben lässt das tempo der stadt erahnen, wie sie einmal war. natürlich säumen auch hier hochhäuser die strassen, aber eben keine wolkenkratzer. die wäsche hängt vor den fenstern und der putz bröckelt. auf halber höhe verrät der stil der markthallen deren entstehung um 1920. hier werden gemüse und früchte in grossem stil umgeschlagen.

weiter die shanghaistreet hinunter stossen wir auf den jademarkt, eine versuchung für jeden.
die schnitzerein aus der tagua nuß verdienen erwähnung. netskeartige figuren als handschmeichler, anhänger, oder einfach zierde.
die verwendung der nuß als elfenbeinersatz soll die elefantenbestände schützen.

aufgeschüttetes land am anfang der austin road street beherbergt die riesige neue mall “elements”, die nach feng shui regeln gestaltet wurde und deren zonen nach den elementen feuer, wasser, luft und erde benannt sind.
ein neuer treffpunkt für alle fashionistas.

feinschmecker finden sich bei lei garden ein. die glasierte ente ist legende.

 

 

 

 

 

 

 

 

einen einmaligen blick auf die skyline bietet das  angesagte lokal “hutong”. ein degustationsmenue entführt den gast in die unterschiedlichen geschmacksrichtungen der chinesischen küche.

 

 

 

 

 

 

 

 

die aqua spirit bar” eine etage höher  verführt mit ausgefallenen drink-kreationen mit so schönen namen wie spirtit of sin oder daddy mac und dem selben sagenhaften ausblick.

vor der abreise muss es noch einen tee oder einen apero im legendären “penninsula” geben. manchen dinge ändern sich nie – gott sei dank.

http://www.hotelpanorama.com.hk

lei garden, shop 2068-2070, elements, 1 austin rd. west

lin heun tea house, 160-164 wellington street

hutong und aqua http://www.aqua.com.hk/

cafe leopold – bombay

der ideale ort um zu schreiben.

die ventilatoren, die wände, die geschichten erzählen und die kellner die ständig eiskaltes bier servieren. dazu der trubel von der strasse, das ständige kommen und gehen der gäste, die einheimischen, die schnell ein lunch nehmen, die reisenden die ihre riesigen rucksäcke in die ecke stellen, die jungen japanischen touristinnen, die alles mit ihrem rosa Samsung pad fotografieren.

es fehlt nur noch ein barpianist aus der Wandmalerei und wir wären zurück versetzt in ein anderes zeitalter. die reklametafeln an der aussenseite des cafés rezipieren bewußt die 50er jahre.

ich verliebe mich so in diese lokation, dass unser aufenthalt drei stunden dauert.

fotos michael harker

varanasi – sehnsuchtsziel der pilger

eine indienreise führte uns über das quirlige dehli, das erhabene agra und das heitere khajuraho ins heilige varanasi. wie viele europäer hatten wir eine ausgeprägte vorstellung von diesem riesigen pilgerort am heiligen fluss.

ankommen in varanasi ist anstrengend. wie mit einem schlag prasselt alles auf mich ein. die vielen menschen, die pilger, die devotionalienhändler, geld zählende priester, bettler, sadus, der lärm, der staub. hier prallen geschäftemacher auf verzweifelte, hoffnungsvolle, trauernde, resignierende. auf einer indienreise beginnt spätestens in varanasi die seelische berg und talfahrt.

Benares – was kann man alles hinter diesem magischen wort vermuten? wir haben mystische orte, eine geheimnisvolle stimmung, verzauberte menschen erwartet. nein – hier ist das altötting indiens. die verbrennungstätten wirken trotz ihrer optisch archaischen anmutung nüchtern und berühren unsere seele nicht. glücklicherweise haben wir fünf tage zeit um uns einzulassen und einzutauchen in diese stadt am ganges.

es ist diwali, das mehrtägige indische lichterfest, das immer am 15. kalendertag des hindumonats kartik, ende oktober bis mitte november, beginnt. die hauptghats sind überfüllt, alle warten auf die abendliche lichterzeremonie, die an diesem festtag etwas besonderes ist. für diwali werden die häuser geputzt, farbige ornamente auf dem boden vor dem hauseingang angebracht, lichter in die fenster gestellt, oder elektrische lichterketten an den gebäuden aufgehängt. die feuerwerksverkäufer haben hochkonjunktur und wir werden ein stundenlanges feuerwerk an den ufern des ganges erleben, das das neue jahr einleitet.

mit dem boot fahren wir die ufer des  ganges entlang – bewundern die verkommenen paläste der maharadjas, die sich hier vorsichtshalber einen wohnsitz zum sterben gebaut haben. tod oder verbrennung in varansi sind wie ein nonstopflug ins nirvana – egal wieviel gutes oder schlechtes karma der verstorbenene zu lebzeiten angehäuft hat. eine reiche indische familie ist im besitz des hauptverbrennnungsplatzes und des heiligen feuers. sie macht die menschen glauben, shiva habe ihr das heilige feuer geschenkt, das sie bis heute hütet. Zu den preisen für das holz, 280 kg pro leiche, kommen die kosten für das feuer, sie variieren nach der prosperität der abnehmer, und für sandelholzpulver und ein abbrennpulver.

unser bootsmann fährt erstaunlich nah an das verbrennungsghat heran. der eindruck ist weder gruselig noch bewegend. auch als eine neue leiche auf das aufgeschichtete holz gelegt wird vermittelt sich nichts anderes als der eindruck, dass leichen hier genauso in weisse tücher gewickelt werden wie bei uns im mittelalter. auch die geschichte von den streunenden hunden, die sich nicht verbrannte knochen schnappen scheint ins reich der legenden zu gehören. das abbrennmittel tut seinen dienst ähnlich gut wie das sandelholz – es riecht nicht. gelegentlich läuft eine kuh zwischen den scheiterhaufen. ein scheiterhaufen ist fast abgebrannt und jetzt erhält das familienoberhaupt der trauergesellschaft, die traditionell nur aus männern besteht einen grossen unverbrannten knochen, um ihn symbolisch für den toten in den ganges zu werfen. er löscht auch das feuer mit wasser. die asche wird später, wenn die trauergesellschaft zu einer reinigungszeremonie aufgebrochen ist, von den arbeitern auf goldschmuck durchsiebt, ein kreislauf, den hier jeder akzeptiert.

wir fahren zurück zum dashashwamedh ghat, die lichterzeremonie mit sieben priestern beginnt. der gesamte platz und eine unmenge boote sind gefüllt mit gläubigen und mit schaulustigen fremden. es ist  voller als sonst. zahlreiche lichter in blumenkränzen schwimmen im ganges, auch unsere sind dabei.

am nächsten tag um fünf uhr – raus aus den federn, rauf aufs boot, sonnenaufgang am ganges. heute ist das hauptghat wieder voll mit pilgergruppen. vor allem viele frauen kommen aus allen teilen des landes hierher. zu ihrer pilgerausstattung gehören badesari, handtücher, farbpigmente, blätter, blüten, kerzen. zuerst nehmen sie das bad im ganges und beten in alle himmelsrichtungen. untertauchen und mit wasser übergießen gehört zum ritual. gelegentlich sieht man ein paar, oder väter mit ihren kleinen söhnen. nach dem trocknen und umziehen folgen weitere zeremonien. die pilgerinnen malen bunte muster auf boden und steinstufen, stellen kerzen auf, arrangieren blätter und blüten. vor allem die südinderinnen vollziehen ihr eigenen rituale. nordinderinnen gehen zu einem der priester, die auf den aufgebauten brettertableaus sitzen und ihre dienste anbieten. fast alle nehmen in plastikcontainern, die es überall zu kaufen gibt das wasser des heiligen flusses mit nach hause. dann folgt der tempelbesuch, die schlangen sind lang. viele frauen haben das haar abrasiert, südinderinnen, denen die götter einen schwerwiegenden wunsch erfüllt haben. im norden indiens gibt es die sitte des haaropfers nicht. sicherlich erfüllen viele, die hierher kommen ein gelübte.

der verbrennungsplatz ist fast leer, so früh am morgen. in den schmalen gassen begegnen wir einem leichenzug. die anderen passanten versuchen die leichenträger nicht zu berühren, denn diese sind in diesem moment unrein. nein, zum „bummeln laden die mittelalterlich kleinen gässchen“ nicht ein, wie der reiseführer schreibt. zu voll und zu eng, ein gedrängel und geschubse.

die magere ausstattung unseres hotels an den ghats treibt uns ins taj hotel zu einem ausgiebigen, späten frühstück -  es wird für heute unser einziges vernünftiges essen bleiben.

seit tagen schniefen und japsen wir. die luftverschmutzung ist hier so hoch, dass ich denke die menschen müssten alle spätestens mit 40 sterben. dieses wahnsinnige land erzeugt seinen strom, der auch noch dauernd ausfällt mit kohle. und das bei der sonneneinstrahlung. wo bist du, technischer fortschritt? ich bewundere michael, wie er sich hier auf die fotoshootings konzentrieren kann. ich kann die eindrücke, die auf mich einprasseln kaum alle aufnehmen, im schreiben versuche ich sie zu verarbeiten, es sind zu viele menschen und viel zu nah.

wie eng glaube und notwendigkeit nebeneinander liegen zeigt sich an den ghats. hier das rituelle bad, 500 meter weiter das morgendliche einseifen, waschen und zähneputzen derer, die zuhause kein wasser haben. das seifenwasser fliesst zu den gläubigen, kann den fluss aber nicht schmutziger machen, als er ohnehin schon ist – auch nicht sauberer. schuld ist die verschmutzung durch industrie und abwässer. aber der ganges hat unglaubliche selbstreinigungskräfte, die einen grossteil der verunreinigung abbauen können.

unser letzter tag in varanasi. michael geht in aller frühe raus zu den ghats – ein shooting mit den sadus steht an. ich bleibe im hotel und schreibe bei unzähligen tassen pulverkaffe, wie malerisch varanasi auf michaels photographien aussieht, wie würdevoll die bambusstangen mit den körben, in denen abends die lichter zur erinnerung an die toten angezündet werden, 15 tage vor bis 15 tage nach diwali. welch schöne stimmung unter den bunten stoffschirmen im morgenlicht an den ghats. ob die erinnerung diesen ort verklären wird?

wir besuchen noch das andere varanasi. die weltliche stadt, in der sich das ganz alltägliche leben abspielt, zwischen strassenhändlern, garküchen, schulkindern, kuhhirten. hier sind wir jetzt wirklich die einzigen fremden. der alltag der menschen versöhnt uns mit der stadt. pilgern ist anstrengend – auch für den beobachter.

wenn ihr lust auf weitere bilder aus varanasi habt, besucht folgende website:

http://michael-harker.com/

Unser  begleiter in varanasi: mukund lal
text: suzanne bäumler
fotos: michael harker

 

marc – la radio

es gibt sie noch – die läden, die niemand erwartet.
bei einem bummel in paris zwischen den grands boulevards
und dem montmartre, treffen wir in der rue crétet auf solch ein juwel. das schaufenster der phono galerie besteht aus dem blick in das bis auf den letzten zentimeter mit alten grammophonen und walzengeräten vollgestellte geschäft.

man hat ein gefühl wie in alice im wunderland.
vorsichtig schlängle ich mich durch die schmalen gänge.
hier stehen geräte aus zeiten seitdem es reproduzierbare musik gibt. walzengrammophone, schellackgrammophone, hifigeräte aus analog-zeiten, auch die phonokoffer der
50er bis 80er jahre sind vertreten. ich habe so eine vage erinnerung an die strände der 70er jahre, als sie von den jungs mit ans meer genommen wurden. auch die dazugehörenden tonträger sind in hülle und fülle vorhanden, schellacks, vinyls, walzen.

plakate und werbefiguren dürfen nicht fehlen.
josephine baker in typischem bananenröckchen steht neben
dem jack russel terrier von “his masters voice”.

jalal aro, der besitzer des geschäfts erzählt von seiner internationalen kundschaft.
“die walzen verkaufe ich in die ganze welt, kunde ist wer ein abspielgerät hat”. ich war erstaunt über die deckenhohen regale, voll mit schachteln dieser fast schon antik zu nennenden tonträger.
ein altes werbeplakat für grammophone, auf dem papageien
und ein kakadu den klängen lauschen erregt meine aufmerksamkeit und veranlasst jalal eine geschichte zu erzählen.

” mein freund marc hatte einen wunderschönen papagei,
der aber leider trotz all seiner bemühungen nicht sprechen wollte. eine tierpsychologin gab ihm den rat, doch tagsüber, wenn er ausser haus ist, das radio laufen zu lassen, damit sich der papagei an die stimmen gewöhnen könne. marc liess also schon seit drei wochen das radio tagsüber laufen. eines morgens war er sehr in eile und war schon an der haustüre, auf das radio hatt er vergessen. da tönte es aus dem wohnzimmer “marc – la radio”. der papagei hatte sprechen gelernt und sich auch den namen seines herrchens eingeprägt – dank dem radio”

die phonogalerie verfügt über eine informative website,
die neben allen erdenklichen produkten auch veranstaltungen rund um das thema musik, instrumente, jazz etc. verlinkt

http://www.phonogalerie.com/